Wohnung richtig Heizen und richtig Lüften – Schimmel vermeiden

Wohnung richtig Heizen und richtig Lüften – Schimmel vermeiden
Bild 3 richtig lüften

Wohnung richtig Lüften und richtig Heizen – Schimmel vermeiden

Feuchtigkeit in der Wohnung und richtig Lüften

Dieser Beitrag dreht sich um das Thema richtig Heizen und richtig Lüften, um Schimmel in der Wohnung zu vermeiden. Einfach gesagt ist Wachstum von Schimmel ohne Feuchtigkeit nicht möglich. Ursachen für Schimmel in der Wohnung gibt es aber sehr viele. Und zwar so viele, wie es Quellen für Feuchtigkeit in Wohnungen gibt. Quellen für Feuchtigkeit sind der Mensch selbst, Kochen, Waschen, Pflanzen, Haustiere, Wasser von außen und aus defekten Leitungen u.v.m.

Richtig Lüften ist in luftdichten Wohnungen unerlässlich

Die zunehmende „Schimmelanfälligkeit“ der Wohnungen heute liegt an der insgesamt wesentlich luftdichteren Bauweise gegenüber früher. Dadurch erhöhte sich die durchschnittliche Raumluftfeuchtigkeit in der Wohnung in den letzten Jahren erheblich. In den 70ern z.B. waren 40 % relative Feuchte üblich, heute sind es 50% (jeweils bei 20°C). Richtig Lüften und richtig Heizen: Ein schwieriges Thema, das ohne die Physik nicht auskommt. Was die Luftdichtigkeit für richtig Heizen und richtig Lüften zur Vermeidung von Schimmel in der Praxis bedeutet, behandelt dieser Beitrag.

Begrifflichkeit „angepasstes Heizen und Lüften“

Zur Frage, wie „angepasstes“ Heizen und richtiges Lüften auszusehen haben, folgendes Beispiel:

Stellen Sie sich ein „Jungfamilien-Kuschelschlafzimmer“ in einem Altbau von 1960 vor, das von zwei Erwachsenen mit Kleinkind bei geschlossenen Fenstern und heruntergelassenen Jalousien acht Stunden oder mehr am Stück „beschlafen“ wird. Dieses Zimmer muss am nächsten Morgen natürlich ganz anders belüftet werden, als ein Schlafzimmer in einem Haus aus den 80er Jahren, das nur ein einzelner, mit wenigen Stunden Schlaf auskommender Mensch benutzt.

Ein standardisiertes Lüftungsverhalten, z.B. 2 Mal am Tag, 1 x morgens, 1 x abends, jeweils für 5 Minuten lüften, kann in obigem Fall nicht funktionieren.

Die Anforderung an angepasstes Heiz- und Lüftungsverhalten besteht schlicht darin: die im Laufe des individuellen Wohnverhaltens freigesetzte Feuchtigkeit muss man wieder vollständig auslüften. Das klingt erst einmal simpel, ist es in der Praxis aber oftmals nicht.

Individuelle Nutzung und richtig Lüften

Man stelle sich vor, der obige Beispielfall des von drei Menschen benutzten Kuschel-Schlafzimmers spiele sich in einem nicht besonders gut wärmeisolierten Altbau ab. Es werden dann nachts über einen Zeitraum von vielen Stunden große Mengen an Feuchtigkeit in die wassersaugenden (d.h. hygroskopischen) Tapeten eingelagert. Die kältesten Stellen in der älteren Wohnung sind meistens Außenecken. Heizungswärme erreicht diese Ecken meist schlecht. Erst recht, wenn man die Ecken mit Möbeln zustellt. Auch durch richtig Lüften hergestellte trockene Raumluft erreicht die feucht gewordene Außenecke zuletzt. Dies kann für richtig Lüften dann folgendes bedeuten:

Am Morgen muss man innerhalb von ein bis zwei Stunden mindestens zwei, wahrscheinlich eher drei Mal hintereinander für 5 Minuten bei zwischenzeitlich aufgedrehter Heizung lüften. Die Fenster muss man beim richtig Lüften ganz aufmachen. Nur auf diese Weise kann der Bewohner die Feuchtigkeit wieder aus der Tapete und der Wohnung heraus lüften. Lüften auf Kipp hat definitiv keine ausreichende Wirkung.

Feuchtemessgerät für die Wand hilft beim richtig Lüften

Das große Problem für den Bewohner: Wie erkennt er, dass er die Feuchtigkeit, die er während der zurückliegenden Nutzung in die Tapete gebracht hat, wieder vollständig aus der Wohnung ablüftet? Messgeräte für die Raumluftfeuchtigkeit (sog. Hygrometer) allein können hier jedenfalls keine Hilfe sein. Nur ein Messgerät für die Wandfeuchte kann beim richtig Lüften helfen. Siehe hierzu https://www.advisan.net/lueftungshilfe-schimmelwaechter-wandfeuchtemessgeraet/

Aus den täglichen Erfahrungen, die der Verfasser dieses Beitrags als Gutachter macht, leitet sich die folgende Empfehlung ab: Luftdichte Altbauwohnungen mit suboptimaler Wärmeisolierung mit einer Lüftungshilfe an der Wand ausrüsten! Diese Lüftungshilfe muss die relative Feuchtigkeit direkt an der Wand messen und sie dem Bewohner anzeigen. Dann kann er das Wohnverhalten genau an die klimatischen Bedingungen und die bauphysikalischen Gegebenheiten der bewohnten Wohnung anpassen. Und genau angepasst und deshalb richtig Lüften.

Wie eine Lüftungshilfe für die Feuchtigkeit an der Wand richtig lüften unterstützt, zeigt die folgende Abbildung.

Bild 1 richtig lüften
Bild 1 richtig lüften
Abb. 1: Das Ablüften von Feuchtigkeit am Morgen wird mit der Lüftungshilfe immer effektiver

Physikalisches zum Thema richtig Lüften

Die Ursachen nutzungsbedingt hoher Raumluftfeuchten sind mannigfaltig. Die heute zunehmend dichte, energieeffiziente Bauweise birgt hohe Risiken für überhöhte Luftfeuchtigkeit. Sie stellt hohe Anforderungen an richtig Lüften. Aufgrund der Dichtheit der Häuser muss man heute gezielter an Lastspitzen angepasst lüften. Und auch häufiger und wohnungsumfassender lüften, als in früherer Zeit. Ein besonders großes Problem sind die dichtheitsbedingt hohen Feuchtigkeits-Lastspitzen im normalen Wohnalltag. Die Spitzen können schon bei bestimmungsgemäßer Nutzung eines Raumes (z.B. Wasserkochen in der Küche) an schwächeren Wärmebrücken zu Kondenswasserbildungen führen.

Problem Kondenswasser beim richtig Lüften

Um auskondensiertes („freies“) Wasser aus einer Wohnung nach außen abzuführen ist aus physikalischen Gründen ein großer Lüftungsaufwand beim richtig Lüften zu betreiben. Der Aufwand ist jedenfalls sehr viel größerer, als er zum Auslüften von Wasserdampf erforderlich wäre. Die hohe Verdampfungswärme des Wassers erklärt, weshalb sich ein Problem mit Kondensfeuchte z.B. an einer gegenüber der Raumluft kälteren Außenecke oder an Fenstergläsern häufig binnen kurzer Zeit massiv aufschaukelt. Siehe hierzu auch https://www.advisan.net/ursache-fuer-schimmel-in-der-wohnung-bewertung-der-wandtemperatur-4/

Richtig Lüften heißt Wohnung Querlüften

Die nach den Erfahrungen am häufigsten gemachten „Lüftungsfehler“ sind die folgenden: Die Einzelraumbelüftung und die Nicht-Einbeziehung der Heizung in das Lüften. Zum richtig Lüften und zur effektiven Abfuhr von Raumluftfeuchtigkeit muss man die Wohnung heute vor allem effektiv querlüften. So dass alle Räume Feuchtigkeit abgeben können. Eine Einzelraumbelüftung erweist sich auch bei langem lüften vielfach als nicht wirksam zur Vermeidung von Schimmel. Feuchtigkeit strömt nach dem Schließen der Fenster aus anderen Wohnungsteilen schnell nach. Wenn eine Wohnung nicht effektiv querbelüftet wird, stellt man dieses fest: Nach dem Verschließen des Fensters bemerkt man einen schnellen und deutlichen Anstieg der Luftfeuchtigkeit. Dies macht die folgende Abbildung deutlich.

Bild 1 richtig lüften
Bild 2 richtig lüften
Abb. 2: Feuchtigkeit an der Wand – Verlauf: Uneffektive Einzelraumbelüftung

 

Die vor dem Lüften gemessene Feuchtigkeit stellt sich schnell wieder ein. Dies selbst dann, wenn keine Feuchtigkeitsquelle im Raum vorhanden bzw. aktiv ist (Mensch, Kochen, Pflanzen etc.).

Ohne Heizung ist richtig Lüften nicht möglich

Die Einbeziehung der Heizung in den Lüftungsvorgang ist wichtig. Kalte Luft kann nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen und stark hygroskopischen Stoffen wie z.B. Tapeten keine Feuchtigkeit „entreißen“ (zu geringes Dampfdruckgefälle). Hierzu folgendes:

Bei 0°C kann Luft maximal 4,8 g Wasser pro Kubikmeter enthalten. Dies entspricht einer relativen Feuchte von 100%rF. Bei einer Raumtemperatur von 23°C entsprechen jedoch 100 %rF bereits 20,5 g/m3.

Diese Zusammenhänge sind sehr wichtig zu verstehen. Sie machen deutlich, dass richtig Lüften im Winter immer effektiv ist. Selbst wenn es regnet (Außenfeuchte ~100% rF). Die beim richtig Lüften in die Wohnung gebrachte kalte Außenluft enthält wesentlich weniger Wasser als die Innenluft. Sie erwärmt sich und nimmt Wasserdampf auf. Die Feuchtigkeit gelangt beim erneuten richtig Lüften dann nach außen.

Anforderungen ans Heizen beim richtig Lüften

Der Verfasser dieses Beitrags vertritt die folgende Auffassung: Bezüglich des Heizverhaltens sind konkrete Vorgaben an Mindesttemperaturen nicht zielführend. So sollte jeder z.B. seine Heizung im Schlafzimmer nachts ohne Bedenken ausstellen können / dürfen. Tatsache ist zwar, dass das Schimmelrisiko in einem deutlich unterbeheizten Raum viel höher ist als in einem grundbeheizten Raum. Das Risiko für Schimmel kann man aber durch konsequentes, an genau diese Problematik angepasstes richtig Lüften relativ problemlos und dauerhaft sicher eliminieren.

Richtig Lüften und Kondenswasser an Fenstern

Zu Kondenswasserbildungen an Fenstergläsern folgendes: Heutige Wohnungen sind normalerweise mit effizienten Isolierverglasungen ausgerüstet. Diese erzielen bei Frosttemperaturen außen, die in unseren Breiten vorherrschen können, und durchschnittlichen Raumtemperaturen und Raumluftfeuchten, die man in bewohnten Innenräumen erwarten kann, mit höchster Wahrscheinlichkeit Temperaturen deutlich bis sehr weit über der Taupunkttemperatur. Der Taupunkt ist diejenige Temperatur, bei der Wasserdampf kondensiert.

Übermäßig Kondenswasser am Fenster ist indes sehr leicht möglich. Wenn z.B. eine deutliche Absenkung der Raumlufttemperatur in der Nacht, dabei völlig geschlossene, luftdichte Fenster und ein Behang der Fenster mit eng am Fensterglas anliegenden Jalousien bzw. Vorhängen zusammenkommen. Sehr tiefe Fensterleibungen zeigen sich anfällig für besonders massive Kondenswasserbildungen auch beim richtig Lüften.

Problematisches Kondenswasser an Fenstern wird von betroffenen Bewohnern in vielen Fällen dem Gebäude zugeschrieben. Es wird eine „insgesamt feuchte Bausubstanz“ als Problemursache reklamiert. Es zeigt sich aber, dass auf Oberflächen der Fensterverglasung auskondensierende Feuchtigkeit in den weitaus häufigsten Fällen nur aus der Raumluft – also aus der Wohnungsbenutzung heraus – stammen kann.

Anmerkung: Der Autor ist promovierter Mikrobiologe und bei der IHK Hannover Öffentlich bestellt und vereidigt als Sachverständiger für Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen und als Gutachter in Hannover und Niedersachsen tätig.